KNUT HOFFMEISTER (HIMSELF)

Breschnew Rap Ausschnitt aus Fragment/Video ’83 am 8.11. um 21.00 im Zeughauskino

von Knut Hoffmeister

Ich hatte mir Aufkleber drucken lassen: Wir lassen uns unsere Mauer nicht nehmen und Nachts quer über den Potsdamer-Platz geschrieben: Mauern sind ein Superspass  1

Kippenberger’s Büro veranstaltete das „New York Narrative Filmfestival im SO36 mit Lydia Lunch & The Teenage Jesus and the Jerks“ So stand es dann auch auf der Mauer quer über den Potsdamer Platz. Jeden Tag quälten sich dort tausende von Autos entlang.
Die billigste Werbefläche der Welt„, meinte Kippy.

Es waren Super 8 Filme, von und mit Eric Mitchel, John Lurie, James Ahearn, Scott & Beth B., James Chance und anderen. Der gesamte New York City (creme-sahne) Underground. Ich habe mir diese Filme angeschaut und dachte Das kannst du auch – Mindestens!

„Alle Macht der Super 8“ 2

Ich kurvte also nachts mit meinem Taxi durch West-Berlin und sammelte Material für meinen ersten Film. Ohne Drehbuch, ohne Thema, bzw. mit einem einzigen Thema: Berlin, West-Berlin. Polizeiaufmärsche, Touristenströme, Truppenparaden, Punks und Demos, Videospiele und eingestürzte Neubauten verdichteten sich zu einem Potpourri der schlechten Laune. Konsequent stirbt John Wayne, die CDU fordert Frieden und Freiheit und die Kinder lachen.
So könnte die Beschreibung zu meinem ersten Film „Berlin Alamo (1979) „ lauten.

Unabhängig von einander hatten auch andere Berliner Künstler angefangen Super 8 Filme zu drehen. Axel Brand, Yana Yo, Christoph Doering, Dieter Hormel, Walter Gramming, u.v.a. . Wir kamen mit unseren Filmchen natürlich nicht ins Kino. Aber zum Glück gab es ja die Mauer.

Die billigste Leinwand der Welt.

Am Nachmittag des 12. August 1981 bereiteten wir, die Künstlergruppe U.V.A. eine Party zum 20. jährigen Jubiläum der Berliner Mauer vor. Strom gab uns Irene Mössinger, die am Potsdamer Platz gerade ihr Tempodrom-Zelt in den Matsch gesetzt hatte. Wir weissten die Mauer mit teurem Alpina-Weiss, bauten unsere Projektoren auf, und dann kamen die Briten. „Ob das denn verboten wäre, die Mauer anzumalen“, fragten wir die Militärpolizei. „It’s not our wall. We didn’t built it.“ Mit diesen Worten verabschiedeten sich die Soldaten. Wir zeigten unsere Filme und drehten die Musik lauter, Leute kamen hinzu, und wir kriegten tatsächlich so etwas wie eine „Mauerparty“ hin. 1986 zum 25. Jubiläum der Mauer haben wir das nochmal am Bethanien veranstaltet. Das war dann etwas professioneller vorbereitet und wir haben nicht mehr auf die Mauer, sondern Dank „Vorsprung durch Technik“ über den Todesstreifen hinweg auf eine Hauswand im Osten projiziert.

Siehe auch: ALLE MACHT DER SUPER 8, Berliner Undergroundfilmer stellen sich vor – Momentaufnahme der West-Berliner Subkultur 1978-1981 DVD KOMPILATION 

Super8 Log

  1.  Eigentlich wollte ich schreiben „Die Mauer ist ein Superspass“ aber es war Nacht, und ich dachte ich tue etwas wahnsinnig kriminelles, da habe ich mich in meiner Aufregung verschrieben.
  2.  Padeluun hat 1981 all die Filme eingesammelt und ist mit dem Slogan „Alle Macht der Super 8“, auf Deutschland-Tournee gegangen.