DIE AUSSICHT

BRD 1965, 9′, R: Kurt Krigar, 35mm

Die Aussicht - Blick auf die Versöhnungskirche an der Bernauer Straße

Die Aussicht – Blick auf die Versöhnungskirche an der Bernauer Straße

Kurz nach dem Mauerbau bemerkte der Kameramann und Regisseur Kurt Krigar bei einer Fahrt durch die Bernauer Straße eine ältere Frau, die im fünften Stock aus dem Fenster schaute. Er hielt an, klingelte bei der Frau und ließ sie erzählen, was sie erlebt hatte, und was sie dachte, wenn sie in den nahen Osten sah. Die Frau berichtete: Von den Kettenhunden, den Volksarmisten, halben Kindern noch, die sich wegdrehten, wenn sie gegrüßt wurden und von Leuten, die weinend winkten. Krigar filmte das alles und es wurde ein Zehn-Minuten-Film, zehn quälende Minuten über die brutale Wirklichkeit einer Grenze. Für sein herausragend gefilmtes Filmdokument erhielt er 1966 das Filmband in Silber.


Transkript (Ausschnitt)

Ach die Touristen, sind heute auch drei Wagen vorbeigekommen. Viele interessieren sich, die gucken. Ja aber das Richtige was sie sehen wollen, sehen sie ja doch nicht. Es ist auch gar nicht so eine Anteilnahme, die Leute können das ja nicht verstehen. Die werden an den Mauern hier herumgeführt. Tja, was ist das? Nun gucken sie da drüben rüber. Die paar die hier noch kommen, das bisschen Souvenir das haben sie ja schon, die anderen haben das ja schon alles mitgebracht, nicht? Und das dauert auch nicht lange. Die fahren rauf und fünf Minuten steigen sie aus, dann kommen sie wieder runtergefahren und dann geht es wieder iim Galopp hier vorbei und (…) Was die mitkriegen, weiß ich nicht. Die können sich ja gar kein Bild machen. Wir hatten auch aus Hannover, kam hier Besuch im Sommer. Na ja, die sagen: „Ja, was wollt ihr denn machen?“ Es ist eben so eingerichtet und (…) Wenn ich die würde gefragt haben: „Was habt ihr denn von der Bernauer Straße gesehen?“ Da sagen sie: „Ach…“ Meinen Sie viele haben Interesse noch einmal hierher zukommen? Die haben die Mauer gesehen und die Häuser. Was sollen wir (…) Sind ja zugemachte Häuser. 

Transkript: Nino Selmikeit