EINAR SCHLEEF

Das Bollwerk

Wenn ich aus dem Haus geh, endet es an der Mauer. Da ist eine Beziehung, unbewusst, nur ein Wort, mich zu trösten, die Augen zukleben, weil ich’s weiß, davor knie ich, steig das Gerüst hoch, über die Zementplatten gucken. In den Turm, wo die Jungs das Fernrohr anlegen. Zu ihnen gehören, den Wunsch hatte ich nie, trotzdem setze ich mich hin, versteh ihre Sprache. Jedes Wort schlägt in mich, reißt mich zurück, ich klammere mich fest, hier will ich hingehören. Bin ich zu Haus, hält es mich keine Minute, ich muss hier raus, irgendwohin, nur nicht hier bleiben. Wie viele Anläufe ich mache, nichts klärt sich in mir, ohnmächtig, wenn ich dieses Bollwerk ansehe, tief in mir. Fest verankert, jedes mal frage ich, warum, ich bin ihnen zugehörig, möchte nur mein sein. Das eben geht nicht, bei keiner Flucht, eingeordnet, erledigt, ich rüttle vergeblich. Lass dir Ruhe, Zeit, du kommst früh genug an die Kette, dir selber legst du sie um.

Quelle: Einar Schleef, Tagebuch 1981-1998 S.52, Suhrkamp Verlag